Zusammen mit Jan Ü. Krauthäuser hatte Gay über zehn Jahre
lang den Stadtgarten mit seinen berühmten Yalla-Partys gefüllt.
Die neue Clubreihe "Global Player" soll jetzt weniger Yalla-Nachfolger
als vielmehr live erlebbares "Funkhaus Europa" sein. "Als
wir mit "Yalla" angefangen haben", erzählt Gay, "gab
es noch keine Weltmusik-Discos."
Inzwischen ist ein Grundbedarf gedeckt, kann man in Köln auf Türken-,
Russen- oder Polenpartys gehen. Gay präsentiert beim "Global
Player" also lieber aktuelle Themenschwerpunkte und prominente Gäste.
Auf Welle 103,3 kann man in seiner Sendung "5 Planeten" (jeden
Montag von 22:05 bis 23:30 Uhr) hören, wie
unterschiedlich und aufregend sich die aktuelle Musik der fünf Kontinente
anhört. Die "Global Player"-Reihe wird dazu einmal im Monat
einen aufregenden und tanzbaren Blick auf hierzulande wenig bekannte musikalische
Szene bieten. "Am interessantesten
finde ich Musik, wenn sie einen lokalen Bezug hat, wenn nicht einfach
nur nachgeahmt wird, was anderswo eh besser gemacht wird", sagt Gay.
So widmete sich die ausverkaufte Premiere Ende Dezember zusammen mit dem
"Bukovina Club" des Frankfurter Elektronikproduzenten Shantel
dem Balkan. Im Februar wird zusammen mit den Machern der erfolgreichen
"Le Pop"-Kompilationsreihe, die so fabelhafte wie unerhörte
Chanson / Popmusik unseres westlichen Nachbarn präsentiert, Mestizo-,
Maghreb- und Afrobeat-Abende folgen.
Am kommenden Freitag (ab 22 Uhr) aber hat sich Francis Gay einen ganz
besonderen Gast eingeladen, um "Bollywood Magic" ins kalte Köln
zu zaubern. DJ Ritu ist eigentlich eine DJane. Die Inderin lebt in London,
ihre Radioshow "The Mix" für die BBC kann man auch jeden
Samstag (23-24 Uhr) im "Funkhaus Europa", der multikulturellen
Welle des WDR, hören. Doch die meiste Zeit reist DJ Ritu rund um
den Globus, um Bhangra-Pop, Bollywood-Schmalz und Asian Underground zu
verbreiten. "Bhangra war die traditionelle Erntezeitmusik aus dem
Punjab", erläutert Gay, "indische
Migranten haben daraus in England eine Popmusik entwickelt." Inzwischen
lässt auch Britney Spears Bhangra-Remixe von ihren Hits anfertigen.
Für den Franzosen Gay ist Weltmusik allerdings weit mehr als nur
exotische Beigabe zum anglophonen Pop-Mainstream. "In Frankreich
haben wir eine Kolonialgeschichte. Meine Kumpels als Kind kamen aus Marokko,
Algerien und der Karibik und ich hörte
deren Musik. Exotisch war die für mich nie." Der Liebe wegen
zog der Mann aus Bordeaux Anfang der 80er nach Köln, arbeitete als
Redakteur für das Afrikaprogramm der Deutschen Welle - und kündigte
nach fünf Jahren. "Ich wollte mehr verreisen. Um
die Weltmusik richtig kennen zu lernen, musst du auch dahin reisen, wo
sie gemacht wird." Egal, wo er ankommt, sein erster Weg führt
Gay zu den örtlichen CD- und Kassettenshops. "Und da mache ich
dann meine Tasche voll."
Christian Bos
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